An economics graduate student hoping to pass the German language exam at Columbia in 1966 was required to translate the following one page selected from an article published in German in 1965. Or perhaps the student was expected to read the article and then answer questions posed by the examiner to test the reading comprehension?
Lore Kullmer (née Poschmann, b. 1919; d. 2011) translated Richard Musgrave’s The Theory of Public Finance into German. Shortly thereafter (1967) she was called to an economics professorship at the University of Regensburg.
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GERMAN LANGUAGE EXAM
February 1966
DIE PRAKTISCHE BEDEUTUNG DER
STEUERPROGRESSION FÜR DIE GRÖSSE DER
AUFKOMMENSELASTIZITÄT EINER STEUER
Bemerkungen zu Ausführungen R. A. Musgraves
in seiner „Theory of Public Finance“
von
LORE KULLMER*
Kompensatorische Effekte zur Beseitigung von Störungen des wirtschaftlichen Gleichgewichts im privaten Sektor lassen sich u.a. durch die Anwendung des finanzpolitischen Instrumentariums, d.h. konkret durch Änderung des Steuer- und Ausgabenparameter, erzielen. Allerdings erfordert der Zeitbedarf einer mittels diskretionärer Maßnahmen durchgeführten Stabilisierungspolitik ein genügend langsames Fortschreiten der autonomen Änderungen der zu beeinflussenden Faktoren, wenn die Maßnahmen im gewünschten Sinne wirken sollen. Es sind Situationen denkbar in denen eine wirksame Stabilisierungspolitik mit diskretionären Maßnahmen nicht möglich erscheint und jeder Versuch dazu die Abweichungen von Gleichgewichtseinkommen nur ungenügend verringert oder u.U. sogar verstärkt. Hinzu kommt, dass in bestimmten Fällen die Variation finanzpolitischer Maßnahmen überhaupt nicht (oder nicht im notwendigen Umfang) vorgenommen werden kann und/oder sich aus politisch/psychologischen Gründen die häufige Änderung von Steuer- und Ausgabenparametern verbietet.
Die Erkenntnis dieser Zusammenhänge hat die bei entsprechender Ausgestaltung der Instrumente des Finanzsystems in gewissen Umfang vorhandene automatische und unverzüglich wirkende Reagibilität auf Schwankungen des Volkseinkommens im Sinne einer Milderung dieser Schwankungen in den Mittelpunkt des Interesses gerückt und den Ausbau dieses Instrumentariums attraktiv erscheinen lassen.
Der Umfang dieser als built-in flexibility der Budgetgrößen bezeichneten Reagibilität (d.h. die Größe der Anpassung des Aufkommens bestimmter Steuern und der Adaptierung bestimmter Ausgabenverpflichtungen der öffentlichen Hand) kann — von statistischen Daten ausgehend — als Verhältnis der Schwankungen des Finanzsystems zu den Schwankungen des Volkseinkommens gemessen werden.
[Original Source: Public Finance Vol. 20(1965), 1/2, pp. 137-149]
Source: Columbia University Libraries, Manuscript Collections. Columbia University Department of Economics Collection. Carl Shoup Materials. Box 11, Folder “Economics — Memoranda”.